Woher kommt die Walpurgisnacht – und was hat sie mit Hexen zu tun?
Am Abend des 30. April trifft sich angeblich alles, was fliegt – auf dem Besen oder mit dunklen Kräften im Gepäck – auf dem sagenumwobenen Blocksberg, dem heutigen Brocken im Harz. Dort feiern die Hexen in einer mystischen Nacht mit dem Teufel – so zumindest erzählt es der Volksglaube, der sich erst im 17. Jahrhundert wirklich durchsetzte.
Doch die Ursprünge der Walpurgisnacht reichen viel weiter zurück. Sie basieren auf alten heidnischen Frühlingsfesten wie dem keltischen Beltane, bei dem große Feuer entzündet wurden, um den Sommer zu begrüßen und die Natur zu feiern. Feuer galt damals als reinigend, heilend – und als Symbol für den Übergang in einen neuen Lebensabschnitt.
Wer war eigentlich Walburga – die Frau hinter der Nacht?
Der Name Walpurgisnacht geht auf die Heilige Walburga zurück – einer englischen Äbtissin aus dem 8. Jahrhundert, die als Missionarin nach Deutschland kam. Sie war klug, gebildet und soll zahlreiche Wunder vollbracht haben – von der Sturm-Beschwörung auf hoher See bis zur Heilung Kranker.
Am 1. Mai 870 wurde sie heiliggesprochen – und der Abend davor wurde fortan zu ihrer Ehrennacht. Ironischerweise galt Walburga als Schutzpatronin gegen Dämonen, Seuchen und Unheil – also genau das Gegenteil von dem, was die „Hexen“ angeblich in dieser Nacht verkörpern.
Goethe, Hexenkult & Rebellion: Wie der Blocksberg zur Kultstätte wurde
Den literarischen Ritterschlag bekam die Walpurgisnacht von niemand Geringerem als Johann Wolfgang von Goethe. In seinem "Faust" beschreibt er die Hexenversammlung auf dem Brocken als schaurig-sinnliches Fest – zwischen Wahnsinn, Ekstase und Ironie.
„Da seh ich junge Hexchen, nackt und bloß. Und alte, die sich klug verhüllen ... Komm mit!“ – lässt Goethe seinen Mephistopheles sagen.
Seitdem beflügelt die Nacht die Fantasie – und auch ihre politische Kraft: In den 1970er Jahren entdeckt die Frauenbewegung die Hexe als Symbol für Unabhängigkeit und Widerstand. "Wir holen uns die Nacht zurück" wird zum feministischen Slogan. Heute ist die Walpurgisnacht also auch ein Fest der Selbstermächtigung.
Wo wird die Walpurgisnacht heute gefeiert?
Ganz vorne dabei: die Harzregion. Auf dem Hexentanzplatz in Thale oder direkt auf dem Brocken treffen sich jedes Jahr Tausende in Hexenkostümen, tanzen, feiern und verbrennen symbolisch den Winter.
Aber auch in anderen Teilen Deutschlands – vor allem in Brandenburg, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg – gibt es Hexenfeuer, Maibaumfeste und Umzüge. In Süddeutschland ist die sogenannte „Freinacht“ ein Anlass für Streiche und Spaß – eine Art kultureller Purge light.
Maibaumsetzen & Beltane: Der andere, helle Pol des 1. Mai
Parallel zur Walpurgisnacht steht das traditionelle Maibaumsetzen – ein buntes, lebensbejahendes Ritual des Frühlings. Der Maibaum symbolisiert Fruchtbarkeit, Neubeginn und Gemeinschaft.
Auch das keltische Beltane lebt bis heute weiter – etwa in Schottland oder Irland, wo Menschen den Wechsel in die warme Jahreszeit mit Licht, Tanz und Naturverbundenheit feiern.
5 moderne Learnings aus einer alten Nacht
Lass los, was dich belastet – Feuerrituale helfen symbolisch dabei, alten Ballast zu verbrennen.
Feiere den Übergang – Nutze den 30. April als Schwelle für neue Pläne & Projekte.
Nutze die Kraft der Natur – Ob Spaziergang bei Sonnenaufgang, Kräuterbündel binden oder Barfußritual: Natur heilt.
Vertraue deinem inneren Kompass – Die „Hexe“ steht für Intuition, Selbstermächtigung und Freiheit.
Gemeinschaft macht stark – Ob mit Freunden am Lagerfeuer oder beim Tanz in den Mai: Rituale verbinden.
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